DAS MISSVERSTÄNDNIS

DAS MISSVERSTÄNDNIS

Das Missverständnis von Albert Camus – ein Klassiker mit Tiefgang.
Wie weit ist man bereit zu gehen für sein Glück?

Mutter und Tochter leben auf dem Land. Sie führen ein kleines Hotel und wollen nur eines: weg von diesem abgehalfterten Ort, wo gefühlsmässig nie die Sonne scheint. Sie wollen ans Meer, wo der Wind mit den Möwen tanzt und man wieder frei atmen kann.
Um dieses Ziel zu erreichen, fassen sie einen radikalen Entschluss. Alleinreisende Gäste werden um ihr Geld und um ihr Leben gebracht.
Viel fehlt nicht mehr für das Glück am Meer. Noch einmal wollen sie zuschlagen; der nächste Gast soll der letzte sein. Der nächste Gast ist der verschollene Sohn und Bruder, doch dieser gibt sich vorerst nicht zu erkennen.
Man ahnt früh, dass es kein gutes Ende nehmen wird und hofft bis zuletzt auf eine gütliche Wendung.
Camus zwingt uns hinzusehen: Was passiert, wenn Menschen ihr Mitgefühl verlieren? Was, wenn Schuld nicht mehr als Schuld empfunden wird? Man betrachtet das Schauspiel und erlebt einen Krimi im Kopf.
Für sein publizistisches Gesamtwerk erhielt Albert Camus den Nobelpreis für Literatur.

«Es ist ja fast kein Verbrechen, eher ein Eingriff, wir stupsen ein unbekanntes Leben ein klein bisschen an. Ja, und das Leben ist offenbar grausamer als wir. Vielleicht fällt es mir deswegen so schwer, mich schuldig zu fühlen.»

Fotos: Simon Schwab

STÜCK VON: Albert Camus
REGIE: Xenia Netos
SCHAUSPIEL: Saskia Zahnd, Sonja Grimm, Cornelia Grünig, Andreas Kiener und Fritz Bosshart

DEUTSCHE FASSUNG: Hinrich Schmidt-Henkel
DIALEKTFASSUNG  Theo Schmid

BÜHNENBILD: Fredi Stettler und Andreas Stettler | KOSTÜM: Livia Franz | LICHTDESIGN: Arno Alf Jost
REGIEASSISTENZ:
Meret Willen  | TECHNIK: Arno Alf Jost, Neil Kelly

VERLAG: Rowohlt Theater Verlag, Hamburg

 

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DATEN

PREMIERE: Fr. 19. September 2025

WEITERE SPIELDATEN:
Sa. 20.09. / So. 21.09. / Mi. 24.09. / Do. 25.09. / Fr. 26.09. / Sa. 27.09. / So. 28.09.* / Mi. 01.10. / Do. 02.10. / Fr. 03.10. / Sa. 04.10. / So. 05.10. / Di. 07.10. / Mi. 08.10. / Do. 09.10. / Fr. 10.10. / Sa. 11.10. / So. 12.10. / Di. 14.10. / Mi. 15.10.2025
* Vor der Vorstellung laden wir Sie um 16.10 Uhr zu einer kurzen Einführung in den Theaterabend (ca. 10 Minuten) an die Theaterbar ein. Nach dem Stück gibt es dort das beliebte Publikumsgespräch mit dem Ensemble – wir freuen uns auf den Austausch mit Ihnen!

VORSTELLUNGSBEGINN:
Die Vorstellungen beginnen jeweils um 20 Uhr. Sonntags um 17.00 Uhr.

DAUER:  ca. 85 Minuten, es wird OHNE Pause gespielt.

Die Abendkasse öffnet jeweils eine Stunde vor Beginn.
Unsere Theaterbar ist eine Stunde vor der Vorstellung für Sie geöffnet. Auch nach der Vorstellung freuen wir uns auf Ihren Besuch an unserer hauseigenen Bar.
Der Theatersaal wird ca. 15 Minuten vor Beginn geöffnet.

GEDANKEN DER REGIE

Camus‘ Das Missverständnis ist eine existenzielle Tragödie, doch unsere Inszenierung stellt die Menschlichkeit der Figuren in den Mittelpunkt. Es geht um verpasste Begegnungen, das Sehnen nach Anerkennung und das Scheitern an eigenen Mustern. Die Schwere des Stoffes wird durch Momente des Ungeplanten durchbrochen – Situationen, in denen sich Tragik und Komik untrennbar verbinden. Die Zuschauenden sollen in den Sog einer Geschichte geraten, wo Mitgefühl und Irritation Hand in Hand gehen. Das Gasthaus wird als surrealer Ort wahrgenommen, eine metaphysische Zwischenwelt, eine Art Niemandsland.

JAN ist unsere emotionale Brücke. Seine Naivität und Hoffnung stehen im Kontrast zur Welt, in die er zurückkehrt.
MARTHA wirkt hart, ist analytisch – aber da ist dieser Traum vom Meer, der sie weicher macht und gleichzeitig zum Morden antreibt.
DIE MUTTER wirkt resigniert, doch steckt in ihr eine dunkle Komik. Ihre Müdigkeit hat Witz, ihre Worte Schärfe.
MARIA bringt einen Gegenpol: Sie ist unser moralischer Kompass und die einzige Figur, die offen Hoffnung ausdrückt.
DER KNECHT bleibt Beobachter – ein Schatten, der alles weiss, aber (fast) nichts sagt.

Das Tempo der Inszenierung ist hoch, die Dialoge treffen mit Präzision. Momente der Stille sind keine Lücken, sondern bewusst gesetzte Spannungsräume. Wenn Witz entsteht, dann aus der Situation heraus, aus der Tragik der Figuren, die ihre eigenen Fallstricke nicht erkennen. Die Sprache in diesem Stück ist klar und scharfkantig, oft sprechen die Figuren aneinander vorbei – und genau darin liegt das Drama. Doch gerade in diesen Missverständnissen liegt auch eine feine Komik, die aus dem Menschlichen selbst erwächst.

Diese Inszenierung soll das Publikum mitreissen – nicht als statische Tragödie, sondern als Wechselspiel von Nähe und Distanz, von Härte und Zerbrechlichkeit.

XENIA NETOS – REGIE

Der Autor – Albert Camus

Albert Camus (1913–1960) war ein französisch-algerischer Schriftsteller, Philosoph und Journalist. In ärmlichen Verhältnissen in Algerien aufgewachsen, studierte er Philosophie in Algier und entwickelte früh eine Leidenschaft für Literatur und Theater. Camus wurde als Vertreter des Existenzialismus wahrgenommen, verstand sich jedoch selbst eher als Moralist und Humanist. Seine Werke kreisen um die Frage, wie der Mensch angesichts der Absurdität des Lebens Sinn finden kann. Berühmt wurde er mit Romanen wie Der Fremde (1942) und Die Pest (1947) sowie Essays wie Der Mythos des Sisyphos (1942). Als Theaterautor und -regisseur schuf er unter anderem Caligula und Das Missverständnis. 1957 erhielt Camus den Nobelpreis für Literatur. Er setzte sich kompromisslos für Gerechtigkeit, Freiheit und die Würde des Einzelnen ein – auch wenn dies bedeutete, zwischen allen Fronten zu stehen. Camus starb 1960 im Alter von nur 46 Jahren bei einem Autounfall – sein Werk jedoch bleibt zeitlos aktuell.

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