TOP DOGS

TOP DOGS

Zum 10. Todestag von Urs Widmer

Top Dogs zeigt mit Ironie, Satire, Humor und Hintersinn den freien Fall der Führungsetage

Es geht um den Kapitalismus in Seenot. Konkreter: Die Steuerleute sind in Seenot. Präsentiert wird ein Königsdrama der Wirtschaft.

Mit einer Prise Schadenfreude kann man im Stück den Fall der Topdogs miterleben. Schon tröstlich zu wissen, dass es auch «Denen da oben» an den Kragen gehen kann. Beobachten wir die Spitzenmanager, die im Zuge der globalen Umstrukturierung entlassen wurden. Diese treffen sich, der eine noch immer betäubt wie von einer Narkose k. o. geschlagen, in einem Outplacement-Büro, um sich Schritt für Schritt einer neuen beruflichen Herausforderung zu stellen. Um wieder auf Kurs zu kommen, wird so manches Experiment durchgeführt. Es werden Rollen getauscht, Gespräche geprobt, Psychospiele gespielt und um Sinngebung gerungen. Es ist ein Camp für Heulsusen und Mimosen, die nun langsam begreifen, dass man Menschen, egal in welcher Position, mit Respekt begegnen sollte. Eine Erkenntnis, die zum Lachen und zum Nachdenken anregt.

«Sie haben sich für die erste Begegnung unser informelles Treffen ausgesucht. Wir nennen das die Gipfelkonferenz. Es gibt Gipfeli für alle.»

Das Theaterstück TOP DOGS ist als Buch erschienen im Verlag der Autoren (Hier ein Link zur Buchhandlung Stauffacher)

Fotos: Rolf Veraguth

DATEN

PREMIERE: Do. 21. Dezember 2023

WEITERE SPIELDATEN:
Mi. 27.12. / Do. 28.12. / Fr. 29.12. / So. 31.12.2023 (16.30 Uhr und 21.30 Uhr)
Mi. 03.01. / Do. 04.01. / Fr. 05.01. / Sa. 06.01. / So. 07.01.* / Mi. 10.01. / Do. 11.01. / Fr. 12.01. / Sa. 13.01. / So. 14.01. / Mi. 17.01. / Do. 18.01. / Fr. 19.01. / Sa. 20.01. / So. 21.01.2024
ZUSATZVORSTELLUNG: Di. 23.01.2024
* Mit anschliessendem Publikumsgespräch

VORSTELLUNGSBEGINN:
Die Vorstellungen beginnen jeweils um 20 Uhr. Sonntags um 17.00 Uhr
Silvestervorstellungen um 16.30 Uhr und 21.30 Uhr

DAUER: ca. 1 Std. 45 Minuten inkl. 20 Minuten Pause

Die Abendkasse öffnet jeweils eine Stunde vor Beginn.
Unsere Theaterbar ist eine Stunde vor der Vorstellung für Sie geöffnet. Auch in der Pause und nach der Vorstellung freuen wir uns auf Ihren Besuch an unserer hauseigenen Bar.

«LORBEEREN GEHÖREN AUF DEN KOPF, IN DIE SUPPE VIELLEICHT, ABER NICHT UNTER DEN HINTERN.»

Die Manager-Elite versammelt sich. Allerdings nicht, um sich zu ihrem üblichen Gewinnmaximie rungs und Erfolgsoptimierungs-Austausch upzudaten, sondern weil es ihnen an den Kragen geht. Als Entscheider:innen sind sie gewohnt, über die Zukunft ihrer Mitarbeiter:innen zu entscheiden, Menschen als Ressource zu betrachten und sie je nach Nutzenpotential zu fördern oder zu entfernen.

Ein ungewohnter Zustand: die Top Dogs wurden selbst entlassen. Ein Ereignis, das nicht nur finanzielle Folgen hat, sondern auch Spuren an der Würde, am Selbstwertgefühl, an der Persön lichkeit der Betroffenen hinterlässt. Wie geht man damit um? Was sagt man den Angehörigen? Der Familie, den Partnern, den Kindern? Wie erklärt man es den Nachbarn, dass man plötzlich
häufiger zu Hause ist? Dass der Zweitwagen verkauft werden muss? Und weil die Lage auch auf die Stimmung schlägt, sind Gereiztheit und Streit vorprogrammiert. Das Gesetz der Serie legt sich wie ein schwerer Schatten auf den Alltag und alle Wege scheinen offen, nur der eigene ist verbaut.
Der Fall dieser unnahbaren und fremden Welt macht sie uns menschlicher, erfahrbarer und damit auch sympathischer. Es kann jeden treffen. Die Frage ist nicht, warum. Sondern wie man damit umgeht.
In unserer Gesellschaft gilt die Maxime der Optimierung. Work-Life-Balance, Erfolg, Anerken nung. Glück – dieses nicht festzuhaltende und unregelmässig auftretende Phänomen – wird oft mit Zufriedenheit verwechselt, die ein innerer, stabiler Zustand sein kann. Dieses mysteriöse Glück erlangen wir über die Kompensation einer fehlenden Zufriedenheit. Es wird mit materiellen Dingen erkauft, die wir anhäufen müssen, weil unser Belohnungszentrum wie bei einem Süch tigen kurzfristig Endorphin ausschüttet, um im nächsten Moment schon wieder nach Mehr zu verlangen; Glück wird über Anerkennung, Bestätigung und positive Gefühle jeder Art von aussen
zu erlangen versucht.

Die Top Dogs werden mit existentiellen Ängsten konfrontiert und die anfängliche Blockade, ihre Situation als Krise zu betrachten, weicht auf und nach und nach blättert die Fassade und weicht einer entwaffnenden, teilweise radikalen und erschreckenden, aber auch höchst amüsanten Ehrlichkeit.

OLIVER STEIN – Regie

Der Autor – Urs Widmer

Urs Widmer, geboren 1938 in Basel, studierte Germanistik, Romanistik und Geschichte in Basel, Montpellier und Paris. Danach arbeitete er als Verlagslektor im Walter Verlag, Olten, und im Suhrkamp Verlag, Frankfurt. 1968 wurde er mit seinem Erstling, der Erzählung ›Alois‹, selbst zum Autor. In Frankfurt rief er 1969 zusammen mit anderen Lektoren den ›Verlag der Autoren‹ ins Leben. Für sein umfangreiches Werk wurde er u.a. mit dem Heimito-von-Doderer-Literaturpreis (1998) sowie dem Friedrich-Hölderlin-Preis der Stadt Bad Homburg (2007) ausgezeichnet. Urs Widmer starb 2014 in Zürich.

Zurück