ALLES OHNE MICH

ALLES OHNE MICH

URAUFFÜHRUNG

Über das, was wir hinterlassen wollen, wenn wir einmal weg sind

Erland hat eigentlich gar keine Lust, seinen 60. Geburtstag zu feiern. Er tut das alles nur seinen Angehörigen zuliebe. Er würde aber so gerne mal wieder ausbrechen, ein Risiko eingehen. So zieht er sich in den Personalraum des Restaurants zurück, um mit der Serviceangestellten Ava zu flirten. Dort sucht er Gesellschaft, Gemeinschaft, Gemeinsamkeiten; sie sucht aber die Wahrheit, Zuverlässigkeit und Ehrlichkeit. Die beiden verstricken sich in ein Gespräch über Erwartungen, Vertrauen, über die Vergangenheit und über die Vergänglichkeit des Lebens.

Als sich die beiden tatsächlich etwas näherkommen, lassen sie sich auf ein gemeinsames Gedankenspiel ein. Sie bauen sich eine gemeinsame Welt, bis Ava eine Bombe platzen lässt. Was hat es mit ihrem Enkel auf sich, mit dem Erland grad noch telefoniert hat.

«Wie gesagt, als junger Mensch geht man schlafen, kaum ist man wieder wach, ist es auch schon vorbei»

Fotos: Rolf Veraguth

DATEN

PREMIERE: Mi. 02. November 2022​

WEITERE SPIELDATEN:
Do. 03.11. / Fr. 04.11. / Sa. 05.11. / So. 06.11. / Mi. 09.11. / Do. 10.11. / Fr. 11.11. / Sa. 12.11. / So. 13.11.* / Mi. 16.11. / Do. 17.11. (G) / Fr. 18.11. / Sa. 19.11. / So. 20.11. / Mi. 23.11. / Do. 24.11. / Fr. 25.11. / Sa. 26.11. / So. 27.11.2022
* Mit anschliessendem Publikumsgespräch
(G) Geschlossene Veranstaltung

VORSTELLUNGSBEGINN:
Die Vorstellungen beginnen jeweils um 20 Uhr. Sonntags um 17.00 Uhr.

DAUER: ca. 1 Std. 25 Min. Es wird OHNE Pause gespielt.

Die Abendkasse öffnet jeweils eine Stunde vor Beginn.
Unsere Theaterbar ist eine Stunde vor der Vorstellung für Sie geöffnet. Auch nach der Vorstellung freuen wir uns auf Ihren Besuch an unserer hauseigenen Bar.

WAS BLEIBT, IST DIE WAHRHEIT. ODER DAS, WAS WIR WAHRNEHMEN

Wahrnehmung. Dieses Wort begleitet uns in der Theaterarbeit tagtäglich. Wie nehmen wir das Gegenüber wahr? Wie nimmt die durch mich dargestellte Bühnenfigur die weiteren Figuren wahr? Welchen Einfluss haben diese verschiedenen Wahrnehmungen auf den Verlauf der Geschichte? Durch Wahrnehmung gelingt es uns, auf der Bühne das Geschehen wahrhaft darzustellen und den Zuschauenden den Eindruck zu vermitteln, dass die Geschichte, der sie zusehen, real ist.

Rainer Berg spielt in seinem Stück Alles ohne mich mit eben diesem Effekt. Nur dass es hier nicht «bloss» um die Realitätsvorspiegelung für die Zuschauenden im Theatersaal geht. Auch die Figuren auf der Bühne bewegen sich in ihrer jeweiligen Wahrnehmung auf eine gemeinsame Fantasiewelt zu. Oder entspricht diese doch der Realität? Wenn ein Mensch in einem anderen eine Erinnerung durch Erzählung hervorruft und diese Erinnerung zu einem Bild in den Köpfen beider Menschen wird, kann dieses als gemeinsame Realität verstanden werden.
Der Tanz der Gedanken beginnt. Fantasie und Realität verschmelzen Stück für Stück, bis alle Anwesenden nicht mehr sicher sind, welche Bilder rein im Kopf entstanden sind, und welche tatsächlichen Erinnerungen entsprechen.

Dieser Bilderreigen, dieses Erinnerungskarussell entsteht bei den beiden Hauptfiguren mit einer Leichtigkeit, mit Sinnlichkeit und Leidenschaft. Wie bei Kindern, die sich gemeinsam auf eine Abenteuerreise begeben. Nur dass sich bei Erwachsenen ab und zu die Ratio einschaltet und versucht, die Echtheit der Bilder zu überprüfen. Doch je weiter die gemeinsame Abenteuerreise fortgeschritten ist, desto kniffliger wird es, die einzelnen Bilder in einen Realitätskontext zu setzen.

So treiben wir an diesem Theaterabend auf den Moment zu, in dem die verschiedensten Bilder der Erinnerungen im Raum herumschwirren, persönliche vermischt mit den erzählten – erlebte und erdachte. Eine Art Grossgalerie der Menschlichkeit.

Was bleibt, ist die Wahrheit. Oder das, was wir wahrnehmen. Ob es die absolute Realität ist?

MARKUS MARIA ENGGIST, REGIE

Der Autor – Rainer Berg

Rainer Berg wurde 1952 in Flensburg geboren. Er studierte Publizistik, Amerikanistik und Nordistik in Berlin sowie Filmwissenschaft in Kopenhagen und promovierte 1982 an der Freien Universität Berlin zur „Geschichte der realistischen Stummfilmkunst in Deutschland“.
Zunächst war Berg als Projektberater im Bereich Drehbuch und Dramaturgie tätig, seit 1988 arbeitet er selbst als Drehbuchautor, vorwiegend für Fernsehproduktionen.
2001 erhielt der von ihm geschriebene Fernsehfilm Der Tanz mit dem Teufel – Die Entführung des Richard Oetker den Bayerischen Filmpreis. Neben Episoden (Das Traumschiff, Peter Strohm) ist er seit 2005 ein fester Autor der Serie SOKO Wismar. Er schrieb das Drehbuch für den in 2008 erschienenen Film Die Gustloff, Regie Joseph Vilsmaier. Es folgte 2013 das Drehbuch für den Film Nacht über Berlin. In 2014 schrieb er das Drehbuch für den erfolgreichen Fernsehfilm Eine Liebe für den Frieden, basierend auf dem Theaterstück MR & MRS NOBEL von Esther Vilar.
Rainer Berg wurde für seine Werke mit zahlreichen Auszeichnungen geehrt. Neben der Arbeit als Autor, Dramaturg und Scripteditor unterrichtete Berg an der Universität Hamburg und an der Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“.
Rainer Berg lebt in Hamburg.

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