DIE PHYSIKER

DIE PHYSIKER

Zum 100. Geburtstag von Friedrich Dürrenmatt

Ein Physiker hat sich aus der Welt der Wissenschaft zurückgezogen. Seine neusten Entdeckungen könnten so gefährlich für die Menschheit sein, dass er sie lieber für sich behält. Er sucht Schutz in einer Nervenheilanstalt. Dort trifft er auf zwei illustre Gestalten. Der eine hält sich für Isaac Newton, der andere für Albert Einstein. Die beiden lassen nach und nach die Masken fallen und entpuppen sich als Fachkollegen. In dem scheinbar sicheren Ort gerät alles aus den Fugen.

Vor dem Hintergrund des atomaren Wettrüstens der Grossmächte schreibt Dürrenmatt mit Die Physiker eines seiner erfolgreichsten Theaterstücke. Er stellt die Frage nach der Verantwortung der Wissenschaft für das Geschehen in der Welt und hat eine furchteinflössende Vision:

«Was die Welt mit den Waffen anrichtet, die sie schon besitzt, wissen wir, was sie mit jenen anrichten würde, die die Wissenschaft ermöglicht, können wir uns denken.»
WEITERE INFORMATIONEN

Fotos: Rolf Veraguth

STÜCK VON: Friedrich Dürrenmatt
REGIE: Oliver Stein

DIALEKTFASSUNG: Corinne Thalmann

SCHAUSPIEL: Miriam Jenni, Danièle Themis, Hans-Jürg Klopfstein, Samuel Kobel, Kaspar Weiss, Markus Maria Enggist, Roman Weber

VIDEOPRODUKTION: Michael Philipp | CAST VIDEO: FRAU ROSE: Livia Franz | HERR ROSE: Markus Maria Enggist | DIE BUBEN: Jascha Benjamin Gysin, Jeremy Philipp, Elio Franz

BÜHNENBILD: Oliver Stein | KOSTÜM: Nora Blank | REGIEASSISTENZ: Kurt Rutishauser | LICHTDESIGN: Markus Maria Enggist | TECHNIK: Iris Mundle, Erika Gautschi

VERLAG: Diogenes Verlag AG

LERNEN SIE DAS BETRIEBSTEAM KENNEN: KLICK

DATEN

PREMIERE: Donnerstag, 16. Dezember 2021

WEITERE SPIELDATEN:
Fr. 17.12. / Sa. 18.12. / So. 19.12. / Di. 28.12. / Mi. 29.12. / Do. 30.12. / Fr. 31.12.2021 (16.30 Uhr und 21.30 Uhr) / Mi. 05.01. / Do. 06.01. / Fr. 07.01. / Sa. 08.01.(A) / So. 09.01.*(A) / Mi. 12.01.(A) / Do. 13.01.(A) / Fr. 14.01.(A) / Sa. 15.01.(A) / So. 16.01.(A) / Mi. 19.01. / Do. 20.01.(A) / Fr. 21.01.2022(A)

ZUSATZVORSTELLUNGEN:
Sa. 22.01.(A) / So. 23.01.2022(A)

* Mit anschliessendem Publikumsgespräch
(A) ausverkauft

VORSTELLUNGSBEGINN:
Die Vorstellungen beginnen jeweils um 20 Uhr. Sonntags um 17.00 Uhr.
Silvestervorstellungen um 16.30 Uhr und 21.30 Uhr

DAUER: ca. 1 Std. 20 Minuten. Es wird ohne Pause gespielt.

Die Abendkasse öffnet jeweils eine Stunde vor Beginn.
Unsere Theaterbar ist eine Stunde vor und auch nach der Vorstellung für Sie geöffnet.

Über die Verantwortung der Wissenschaft oder «Wer ist hier eigentlich wirklich verrückt?»

VON OLIVER STEIN & CORINNE THALMANN

«Um der kleinen Chance willen, die nun die Welt doch noch besitzt davonzukommen.»

Die Physiker ist in den 1980er-Jahren das meistgespielte Stück auf deutschsprachigen Bühnen und ein Welterfolg. Kein Wunder, denn Dürrenmatt schreibt bereits in den 1960er-Jahren dieses Stück, das bis jetzt seine Aktualität nie verloren hat. Gerade in Zeiten einer globalen Pandemie bekommen die Wissenschaften so viel Aufmerksamkeit wie selten zuvor.

Friedrich Dürrenmatt beschäftigt sich in Die Physiker mit der Frage nach der Verantwortung der Wissenschaft. Wieviel Verantwortung müssen Wissenschaftler*innen in Bezug auf das Weltgeschehen übernehmen? Was passiert mit neuen Erfindungen, neuen Theorien, Entdeckungen, neuen Verbindungen, wenn diese die Labors verlassen? Ist es überhaupt vertretbar, noch Wissenschaft zu betreiben – bei all den Gefahren, die da lauern?
Möbius ahnt etwas Schreckliches und möchte diese Verantwortung nicht tragen:

MÖBIUS: Unsere Wissenschaft ist schrecklich geworden, unsere Forschung gefährlich, unsere Erkenntnis tödlich. Es gibt für uns Physiker nur noch die Kapitulation vor der Wirklichkeit. Sie ist uns nicht gewachsen. Sie geht an uns zugrunde. Wir müssen unser Wissen zurücknehmen.

Aber darf er seine Entdeckungen einfach so für sich behalten? Hat der Wissenschaftler nicht vielleicht sogar eine Verpflichtung der Öffentlichkeit gegenüber? Gegenüber der Politik? Oder anderen Wissenschaftler*innen gegenüber?

Die drei Physiker in dieser Geschichte ziehen sich zurück in die Sicherheit und Freiheit des «Verrücktseins». So können sie nicht zur Rechenschaft gezogen werden, ihr Verhalten ist ausserhalb des Bezugssystems und damit nicht zu bewerten oder zu beurteilen – sie sind krank. Und innerhalb der geschlossenen Anstalt, innerhalb der Unfreiheit, sind sie freier denn je.

NEWTON: Verrückt, aber weise.
EINSTEIN: Gefangen, aber frei.
MÖBIUS: Physiker, aber unschuldig.

Nur: Wer ist verrückt und wer nicht? Wer ist krank und wer gibt es nur vor? Wer lügt und wer sagt die Wahrheit? Was ist überhaupt diese Wahrheit? – Letztendlich doch auch nur eine künstlich hergestellte Möglichkeit einer Realität, die zudem noch höchst individuell ist…

Der Autor – FRIEDRICH DÜRRENAMATT

Friedrich Reinhold Dürrenmatt wurde im Januar 1921 im Emmental geboren. Er begann schon früh zu malen und zu zeichnen, sodass er ursprünglich eine Ausbildung zum Kunstmaler machen wollte. Trotzdem studierte er aber erstmal Philosophie, Naturwissenschaften und Germanistik. Nach seinem Studium beschloss er, Schriftsteller zu werden. Die ersten Jahre als freier Schriftsteller waren eher schwierig, seine Stücke fanden kaum Beachtung, lösten sogar Skandale aus. 1956 aber wurde eines seiner berühmtesten Werke Der Besuch der alten Dame ein grosser Erfolg. Die Physiker wurde 1962 zu seinem zweiten Welterfolg.
Dürrenmatts Werke waren immer gesellschaftskritisch und er scheute sich nicht, Stellung zu nehmen zur internationalen Politik.
«Aber die Stoffe sind die Resultate meines Denkens, die Spiegel, in denen, je nach ihrem Schliff, mein Denken und damit auch mein Leben reflektiert werden.»
Friedrich Dürrenmatt starb am 14. Dezember 1990 im Alter von 69 Jahren. Er hatte für sein Schaffen viele Auszeichnungen erhalten, die wir hier nicht alle zu nennen vermögen. Im Juli 2000 wurde sogar ein Asteroid nach ihm benannt. Seit September 2000 kann man in seinem Wohnhaus in Neuenburg, jetzt Centre Dürrenmatt, Ausstelllugen und Veranstaltungen zu seinem Schaffen besuchen. Das Theater Matte zeigt mit Die Physiker zum ersten Mal ein Werk von Friedrich Dürrenmatt.

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