PRÄSIDENTEN-SUITE
PRÄSIDENTEN-SUITE
SCHWEIZER ERSTAUFFÜHRUNG
Ein modernes Politmärchen, nach einem realen Fall, auf dem Parkett der Mächtigen
Es steht Aussage gegen Aussage. Ein angesehener Wissenschaftler und Spitzenpolitiker wird beschuldigt, während eines Hotelaufenthaltes eine Angestellte des Housekeepings missbraucht zu haben.
Er redet von Einvernehmen, sie von Missbrauch. Er engagiert einen berühmten Staranwalt. Sie muss sich mit einer jungen, unerfahrenen Anwältin begnügen. Unterschiedlicher könnte die Ausgangslage gar nicht sein, denn hier kämpft David gegen Goliath.
Präsidenten-Suite erinnert an bereits Gelesenes, an eine kürzlich veröffentliche Headline aus der Zeitung. Es geht aber um mehr als nur um Schlagzeilen. Es geht um Ehre und Recht. Um Geld und um Armut. Um die Frage: Wie viel ist mein Leben mir wert?
«Wem werden Sie glauben? Einem einflussreichen Mann von internationalem Renommee? Oder irgendeinem Zimmermädchen?»
WEITERE INFORMATIONEN
STÜCK VON: John T. Binkley
DEUTSCHE FASSUNG: Guntbert Warns & Moritz Staemmler
REGIE: Claudia Rippe
DIALEKTFASSUNG: Corinne Thalmann
SCHAUSPIEL: Yves Seydoux, Ursula Eberle, Adamo Guerriero, Luisa Wolf, Sarah Judith Bürge
BÜHNENBILD: Fredi Stettler BÜHNENBAU: Fredi Stettler, Nicole D. Käser
KOSTÜM: Katrin Schilt LICHTDESIGN: Arno Alf Jost
REGIEASSISTENZ: Kurt Rutishauser
WERBUNG, GRAFIK: Nicole D. Käser FOTOGRAFIE: Rolf Veraguth MEDIEN, PR: Peter Schibli VORVERKAUF, ADMINISTRATION, ANLÄSSE: Cornelia Grünig, Livia Franz TECHNIK: Arno Alf Jost, Selina Vonarburg ABENDKASSE: Jürg Stoller, Nelly Kempter, Kathrin Schnegg, Andreas Jampen
Verlag: Felix Bloch Erben
DATEN
PREMIERE: Sa. 17. Oktober 2020
WEITERE SPIELDATEN:
Mi. 21.10. / Do. 22.10. / Fr. 23.10. / Sa. 24.10. / So. 25.10.* / Mi. 28.10. / Do. 29.10. / Fr. 30.10. / Sa. 31.10. / So. 01.11. / Mi. 04.11. / Do. 05.11. / Fr. 06.11. / Sa. 07.11. / So. 08.11. / Mi. 11.11. / Do. 12.11. / Fr. 13.11. / Sa. 14.11. / So. 15.11.2020
VORSTELLUNGSBEGINN: Die Vorstellungen beginnen jeweils um 20 Uhr. Sonntags um 17 Uhr.
DAUER: ca. 1 Std. 30 Min.
Das Stück wird OHNE Pause gespielt.
* = Mit anschliessendem Publikumsgespräch
Die Abendkasse und unsere Theaterbar öffnet jeweils eine Stunde vor Beginn.
MEDIENSTIMMEN
Selbstrespekt oder Sicherheit – Ein Dilemma oder «Was wäre wenn…?»
VON CLAUDIA RIPPE & CORINNE THALMANN
Laut einer Schweizer Studie haben 28 von 100 Frauen Erfahrungen mit sexueller Gewalt gemacht, in England berichtet jede zweite Frau von sexueller Gewalt, jede achte Frau erlebt, dass gegen ihren Willen ihre Brüste oder die Genitalien berührt werden.
Susanne Mayer in «Wer wir sind, wo wir stehen» für Die Zeit zum Thema #MeToo, Januar 2018
Warum wehren sich diese Frauen nicht?
Die Welt ist ein Spielplatz für die «alten, weissen Männer»*. Das sind die Mächtigen, die sich für unantastbar halten, die sich verhalten, wie es ihnen beliebt, als gäbe es keine Konsequenzen. Da ist mit Geld alles käuflich, auch die eigene Vergangenheit. So hat sich 2011 auch Dominique Strauss-Kahn verhalten. Als gäbe es keine Konsequenzen für den Missbrauch von Nafissatou Diallo. Zu einem Urteil kam es nicht, denn zuvor kam es überraschend zu einer Einigung. Das Geld und die Macht auf seiner Seite, konnte er sich das Schweigen seiner zahlreichen Opfer und seine Freiheit kaufen. – Ein typisches Beispiel für ein über Jahrzehnte erprobtes, erschreckend effektives System von Machtmissbrauch.
John T. Binkley stellt 2012 einen vergleichbaren Fall und damit ein brisantes und aktuelles Thema in den Mittelpunkt von Präsidenten-Suite. Im Stück ist es ein gewissenloser Politiker. Auch in seinem Fall sprechen alle Indizien gegen ihn. Auch er wähnt sich in Sicherheit vor dem Gesetz. Wenn man an der Macht ist, braucht man sich vor Gerechtigkeit nicht zu fürchten. Da wird einerseits die Presse mit skandalösen Verleumdungen gefüttert und zusätzlich noch viel Geld geboten für eine aussergerichtliche «Einigung».
Junge Frauen finden sich so vor die Wahl gestellt: entweder finanzielle Sicherheit oder die Zerstörung des Rufes.
Was würden Sie tun?
Sie hätten ausgesorgt für immer, finanzielle Sicherheit und Unabhängigkeit und kein aufreibender, rufschädigenden Rechtsstreit mit ungewissem Ausgang, dafür müssten sie ihre Prinzipien bloss einmal kurz verraten und eine grosse Ungerechtigkeit einfach hinnehmen. – Also, was würden Sie tun?
So einfach ist die Antwort nämlich nicht. Moral muss man sich leisten können. Und genau vor diesem Dilemma steht die Protagonistin. Eine junge Frau – ein Zimmermädchen, ohne Macht, ohne Status, ohne Sicherheit, wahrscheinlich auch ohne die Staatsbürgerschaft des Landes, in dem sie lebt und arbeitet, – ist plötzlich vor diese Wahl gestellt.
John T. Binkley probiert mit Präsidenten-Suite mal einen Perspektivenwechsel. Er schreibt die Spielregeln um. «Was wäre wenn…?»
* Die genaue Herkunft dieses Begriffes ist schwer zu ergründen. In den 1970er-Jahren wurde die britische Wirtschaft als «kranker Mann» bezeichnet, was 2012 wohl Ursula von der Leyen dazu motiviert hat, die deutsche Wirtschaft als «old white man» zu titulieren. In den 90er-Jahren kam ein ähnlicher Begriff in den USA auf, mit «angry white male» beschrieb man die konservativen, rechten Wähler. In jüngster Zeit wird «alte, weisse Männer» als Schlagwort benutzt für die privilegierte, westliche Gesellschaft, die sich ihrer Privilegien nicht bewusst ist oder nicht wahrhaben möchte.
Der Autor – John T. Binkley
Auf seiner Internetseite bezeichnet sich John T. Binkley selbst als «Autor, Regisseur, Produzent und Aktivist». Sein erstes Theaterstück No Man’s Child veröffentlichte der amerikanische Autor 1966 noch während seines Studiums. Danach kämpfte er in Lowndes County, Alabama von 1968 bis 1970 für Menschenrechte. Bekannt wurde Binkley in den USA durch fünf Serien, die er während 25 Jahren fürs Kinderfernsehen produzierte, aber auch schrieb und Regie führte. Diese Serien wurden in sieben Sprachen übersetzt und in 20 Ländern ausgestrahlt. 1996 bis 2000 bereiste er für seinen Dokumentarfilm Children of War Krisengebiete in Nordirland, Israel/Gaza und amerikanischen Grossstädten, um den Teenagern dort eine Stimme zu geben. Danach widmete er sich wieder dem Theater. Es entstanden die Stücke Marylin, Seize the Day und Gang of Four. Präsidenten-Suite feierte 2012 seine Uraufführung im Rahmen des Edinburgh Fringe Festivals. Das Theater Matte darf dieses Stück nun in der Schweiz erstaufführen.